Mai 20

Ausstellung: Die frühe Demokratiegeschichte

Bereits am Vorabend der Feierlichkeiten, am 17. Mai, wurde die Ausstellung in Kooperation mit der evangelischen Paulusgemeinde in der Alten Nikolaikirche auf dem Römerberg gezeigt. Im Rahmen der abendlichen Eröffnung sprach zunächst Pfarrerin Andrea Braunberger-Myers und stellte einen besonderen Bezug zu den Ereignissen von 1848 her. Anschließend ergriff der GEDG-Vorsitzende Kai-Michael Sprenger das Wort. Er betonte die besondere Aktualität der Beschäftigung mit der Geschichte der frühen demokratischen Bewegungen, zum einen im Hinblick auf das Jubiläumsjahr 2023, zum anderen aber auch vor dem Hintergrund eines bemerkenswerten Paradigmenwechsels in der Wahrnehmung, Verortung und Aufarbeitung der frühen deutschen Demokratiegeschichte in den letzten Jahren. Mit der Ausstellung wolle die GEDG zum Nachdenken darüber anregen, welche demokratischen Traditionen des 18. und vor allem des 19. Jahrhunderts auch heute noch für unsere parlamentarische Demokratie relevant seien. „Eine funktionierende Demokratie empfinden wir – hoffentlich – immer als Geschenk, aber – so paradox es klingen mag – sie, die Demokratie, wird nie geschenkt, sondern muss von jeder Generation immer wieder neu ausgehandelt und manchmal auch verteidigt werden. So ist auch die Gefährdung und das Scheitern unserer Demokratie leider immer eine Option, eine Perspektive, die es nicht aus den Augen zu verlieren und mit Herz und Verstand zu verhindern gilt.“

Anschließend führte Kurator Alexander Maser in die Ausstellung ein. Er betonte, dass trotz der Widersprüchlichkeit der frühneuzeitlichen Demokratiegeschichte die Erfahrungen des späten 18. und 19. Jahrhunderts Traditionen bilden, die zur Stärkung der Demokratie heute beitragen können. Im Verständnis der Wurzeln des Strebens nach Partizipation liege eine Motivation für demokratisches Engagement. Die Ausstellung soll deutlich machen, dass Demokratie in Deutschland eine Geschichte hat, die weiter zurückreicht, als vielen bewusst ist. Der große Zuspruch der Besucher in den folgenden Tagen gab dem Referenten Recht.

Ähnlich verhielt es sich im Römer, wo die Gäste des Paulskirchenfestes kaum an der frühen Demokratiegeschichte vorbeikamen. Bereits im Foyer fügte sich die Wanderausstellung mit einer begleitenden Medienstation optimal in das Ambiente und die weiteren Angebote des Frankfurter Rathauses ein. Im Kaisersaal beispielsweise präsentierte das Frankfurter Frauenreferat in Kooperation mit dem Historischen Museum Frankfurt eine Ausstellung zu den „Revolutionär:innen“ und verhüllte die Gemälde der Könige und Kaiser mit 48 Bannern revolutionärer Frauen.

Unter dem Motto „Demokratie erleben“ lud die Stadt Frankfurt am Samstag, den 20. Mai, zum „Römer Open“ ein. Rund 22.000 Menschen fanden an diesem Tag den Weg ins Rathaus, das unter anderem mit Führungen, Theaterstücken und Ausstellungen aufwartete. Interessierte konnten einen Blick hinter die Kulissen der Stadtpolitik und -verwaltung werfen, viele Stationen schlugen Brücken zwischen historischen und aktuellen Themen. In diesem Rahmen bot die GEDG eine Kuratorenführung durch die Wanderausstellung an. Abseits des allgemeinen Trubels fanden sich zahlreiche Menschen im Innenhof des Rathauses ein, um mehr über die Hintergründe der Ausstellung und den langen Weg zur modernen Demokratie zu erfahren.

Im Rahmen des Paulskirchenfestes konnte die Wanderausstellung der GEDG eine ihrer großen Stärken ausspielen: Sie bot vielen Menschen einen Einstieg in die deutsche Demokratiegeschichte und vor allem in die zahlreichen Stationen auf dem Weg zur Frankfurter Nationalversammlung. Neben Leuchttürmen wie der Französischen Revolution 1789 und dem Hambacher Fest 1832 thematisiert die Ausstellung auch weniger bekannte Kapitel wie die frühen Republiken der 1790er Jahre und die ersten Vorläufer politischer Parteien. Mit ihren politischen, gesellschaftlichen und sozialen Perspektiven zeigt sie eindrucksvoll, dass die Revolution von 1848/49 nicht aus dem Nichts kam. Zahlreiche Besucherinnen und Besucher haben sich auf diese Reise durch die Frühgeschichte der Demokratie begeben und ihr Wissen an der Medienstation der Ausstellung vertieft und getestet.


Foto: GEDG-Referent Alexander Maser (r.) während der Kuratorführung im Frankfurter Römer, 20. Mai 2023 (GEDG)